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Fritz Nitzsche

Fritz Nitzsche

   (Stadtvertretervorsteher H.-D.Richter, Ehrenbürger F.Nitzsche, Bürgermeister H.-F. Müller)

 

Wie wird man eigentlich Ehrenbürger einer Stadt? Was muss man dafür geleistet haben? Wer kann es mit Bestimmtheit sagen, dass gerade der es sein soll?

Sehr schwer und doch ganz einfach. Setzt man sich mit diesen Fragen nicht auseinander, dann bleibt alles, so wie es ist. Aber tut man es, dann kann eine Menge erreicht werden – zuerst für den Auserwählten, aber garantiert auch für die Mitmenschen.

Die Stadt Röbel will ein Zeichen setzen und eine ganz besondere Ehrung vornehmen, für einen Menschen, der viel für andere und seine Stadt getan hat.

Heute ist es einer, der es nicht mag, im Rampenlicht zu stehen, obwohl er es gewohnt ist, den Takt anzugeben.

 

Laudatio auf Fritz Nitzsche

Fritz Nitzsche sagte beim letzten Neujahrsempfang zu mir, schau mal nach vorn und zeigte auf eine digitale Grafik, die im Großformat von der Leinwand auf die Gäste strahlte – wenn ich daran denke, wie lange ich vor ein paar Jahren für so eine großformatige Zeichnung gebraucht habe – und jetzt… .

Ja, das konnte er und kann es noch immer – er ist schließlich noch keine 90! Kunstlehrer mit Leidenschaft, Schriftgestalter auf unzähligen Dokumenten, liebevoll der „Kunstfälscher von Röbel“ genannt. Er kann es, die großen Meister nachmalen, ob Renoir, Matisse oder Gaugin, natürlich immer mit seiner Signatur.

Aber das ist es nicht.

Ein Deutschlehrer, dem man seine Sachsenherkunft nicht anmerkte – der 1969 nach Röbel kam – also schon ein Urgestein der Stadt ist – und den Röbeler Gören die deutsche Sprache im geschliffenen und klarsten Hochdeutsch beibrachte. Er musste umsiedeln, denn die Landschaft und eine klare Luft für seine Gesundheit haben ihn getrieben.

Hat geklappt, denn heute ist er 87 Jahre alt, ist lebenshungrig und optimistisch, trägt immer noch Ideen in seinem Kopf herum.

Er kam vor kurzem zu spät zu „Röbel liest“. Das hat ihn gegrämt. Das wollte er wieder gut machen und kam in die Schule. Er wollte nicht lesen, er wollte erzählen und antworten. Schließlich ist er im 2. Weltkrieg gewesen und kann und möchte sich dazu fragen lassen. Seine Art, um auszugleichen, um etwas anderen zu geben.

Aber das ist es auch nicht.

Fritz Nitsche ist mit Leib und Seele Röbeler. Seit 45 Jahren. Gut das er unsere Stadt gewählt hat.

Als Sachse im Mecklenburger Doppelquartett sang er Lobeshymnen auf seine neue Heimat und war Mitglied im Gemischten Chor unserer Stadt.

Und hier wird er heute Ehrenbürger.

Und das ist es jetzt.

Es begann damit, dass er einer Schwangeren geholfen hat – im Jahre 1971. Er sprang für sie als Chorleiter ein – für eine geplante kurze Zeit. Die ist heute noch nicht zu Ende. Es gab kein Zurück mehr. Er war gebongt, festgenagelt und gewünscht. Der Gemischte Chor von Röbel wurde seine musikalische Heimat und das mittlerweile schon über 500 Monate, über 2000 Wochen… eben 43 Jahre. Für seine Sängerinnen und Sänger war er immer da und ist es heute noch. Regelmäßig. Ohne ihn und seine legendäre Stimmgabel konnte man nicht singen. Der Chor hat sich auf ihn verlassen. Sein persönliches Geschick und viel, viel Herz waren die Grundlage, den Chor zu führen und zu entwickeln.

Die Teilnahme an Chorleiterseminaren und anderen Fortbildungen waren selbstverständlich. Stets suchte er neue Herausforderungen. Geschätzte 600 Auftritte im ganzen Land, was für eine Werbung für unsere Region. Auf vielen landesweiten Musikveranstaltungen ist der Gemischte Chor einfach nicht wegzudenken, trug der Dirigent mit dem unverkennbaren, schneeweißen Bart zur Bekanntheits-steigerung seiner Heimatstadt bei. Sein Chor ist Tradition in Röbel.

Da kommt noch mehr in der nächsten Zeit – er ist noch tatendurstig.

Fritz Nitsche ist der älteste Chorleiter von Mecklenburg – Vorpommern, ausgezeichnet mit der Hoffmann-von-Fallersleben-Medaille.

Er ist gesegnet mit vielen Fähigkeiten, die er noch heute gerne weiterreicht und anderen damit Lebensfreude gibt.  

Er ist ein Mensch mit vielen Ambitionen – mit einer ehrenhaften Zuverlässlichkeit, denn er war immer da, sein halbes Menschenleben.

Eine Tugend, die auch andere haben – natürlich… ,   aber sooo lange … und immer noch?!

Lass´dich dafür ehren, lieber Fritz, die Stadt Röbel will es so. Komm bitte nach vorn.

 

Röbel/Müritz, den 23.01.2015                     Hans-Dieter Richter

                                                                              Stadtvertretervorsteher

 

Der Ehrenbürger, Herr Fritz Nitzsche, verstarb am 8 Mai 2017 im Alter von 89 Jahren.

 

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